Kölner Stadt-Anzeiger

Märchenwald
Dornröschens Personal

Von Karin M. Erdtmann, 27.08.10,

Die neuen Mieter kamen im Umzugskarton: Seit Freitag hat Dornröschen im Altenberger Märchenwald männlichen Beistand. In der neu gebauten Küche neben dem Spinnzimmer sind Koch und Gesell eingezogen.

Odenthal – Das Duo aus Polyester und Silikon stammt aus der Werkstatt von Jasper Holla, der in seiner Firma „Hollands Wondere Wereld“ lebensechte Figuren für Museen, Mode, Messe und Forensik herstellt. „Hände und Köpfe sind aus Silikon“, erklärt der Erbauer. Das Material wirke lebensecht wie Wachs, berge allerdings nicht die Gefahr, dass den Figuren bei allzu starker Sonneneinstrahlung die Gesichtszüge entgleisen.

Dass das märchenhafte Küchenpersonal nach der Ankunft noch sehr zurückhaltend wirkte, lag indes nicht an den Studentinnen der Fachhochschule Köln, die den ungewöhnlichen Einzug (inklusive der öffentlichen Einkleidung der Figuren) per Filmkamera dokumentierten, sondern an der schützenden Folie, in die sie für die gut 300 Kilometer lange Wegstrecke gewickelt worden waren.

Täuschend echt wirkten die einzelnen Körperteile, die in Sekundenschnelle zusammengesetzt und dann mit ihrer maßgeschneiderten Dienstkleidung ausstaffiert wurden. Über das Internet war Märchenwaldbetreiber Detlev Kreber auf den holländischen Hersteller aufmerksam geworden, der die Anlieferung gleich zu einem Kurzurlaub in Odenthal nutzte.

„Auch die Landschaft ist hier wie im Märchen“, freute sich Holla angesichts der morgendlichen Nebelschwaden über dem Tal. Nach Altenberg hatte er seine Frau und die beiden vier und fünf Jahre alten Kinder mitgenommen, die gleich begeistert den Park erkundeten, während den Vater neben dem dösenden Dornröschen gehörig ins Schwitzen kam. In der engen Küche mussten zur Befestigung der Figuren Löcher in Fliesen und Sohlen gebohrt werden; der ebenso blonde wie schmächtige Geselle war deswegen erst einmal buchstäblich aus den Latschen gekippt.

Zudem galt es, zwischen Butterfass, historischem Herd und alter Baumkuchen-Maschine den besten Platz für die Szene zu schaffen, in der der lebensecht mit Stiernacken, Doppelkinn und Schnäuzer gestaltete Koch dem Küchenjungen möglichst publikumswirksam eine schallern kann. Vor der Ohrfeige gab es jedoch erst noch ein versöhnliches Händeschütteln für die Kameraleute.

Und während drinnen noch geschäftig gearbeitet wurde, drückten sich draußen bereits die Kinder die Nasen an der Scheibe des Neubaus platt.

Nemanja (5) und sein Vetter Leonard (7) waren die Ersten, die die für Dornröschen neugestaltete Küchenzeile offiziell in Augenschein nahmen. Für Jasper Holla ist der erste Besuch im Altenberger Märchenwald sicher nicht der letzte gewesen. „Ich habe vor, jedes Jahr zwei Figuren zu erneuern“, plant Kreber. Die nächste freiwerdende Stelle ist die der Gänsemagd – und es steht schon jetzt fest, dass sie mit einer Holländerin besetzt wird.

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